Mittwoch, 26. Oktober 2016

"Sie sollten abnehmen und leichte Sportarten betreiben"

Diese Floskel haben wahrscheinlich schon viele von ihrem Arzt gehört, aber wie kann man damit anfangen und was kann man darunter verstehen?!

Hallöchen zum 4. #healthyWednesday.
Diese eine Sache, die man nie hören will und sich wahrscheinlich selbst auch nicht gerne eingesteht: starkes Übergewicht. In unserer heutigen Zeit wird ein schmaler Grad zwischen Normalgewicht und Übergewicht gelegt - zu schmal. Man sollte sich im eigenen Körper wohlfühlen und wir sollten unserem Körper die Möglichkeit geben, dass er uns lange fit hält.
" Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen " (Teresa von Ávila)
Ich hatte schon einige Patienten und auch Bekannte die mir davon bereichtet haben, dass der Arzt gesagt hat, es wäre gut wenn sie abnehmen, hat aber nicht mehr dazu gesagt. Unten habe ich das aufgeschrieben, was ich ihnen geantwortet habe. Leider kann ich es nur grob anschneiden, da man für eine bessere Beratung die Person kennen sollte. Ich gebe im zweiten Punkt auch ein paar Tipps wo man sich hinwenden kann.

Inhalt

  • Warum eigentlich dieser Post? Ist die auch so ein Magerwahnverfechter?
  • Was kann man denn nun sinnvolles tun um Gewicht zu verlieren, wenn man nicht viel Sport machen kann / will? 

Warum eigentlich dieser Post? Ist die auch so ein Magerwahnverfechter?

Zunächst einmal: NEIN! Ich bin auf gar kein Fall ein Magerwahnverfechter. Ganz im Gegenteil, ich kämpfe gegen diese Eingebung das man spindeldürr sein muss und irgendeinem "Idealgewicht" entsprechen muss. Ich finde es eine absolute Frechheit das uns so etwas von den Medien vorgegaugelt wird - jeder sollte sich in seinem eigenen Körper wohlfühlen und dies sollten alle anderen Menschen akzeptieren, bzw hat es ihnen einfach egal zu sein...
Nun zum Thema:
Wir sollten unseren Körper nicht verschlacken lassen. Unsere Gelenke, unsere Bänder und Muskulatur sind dafür da um uns zu bewegen.
Ich rede in den folgenden Zeilen von Patienten die meist eine Operation hinter sich haben oder andere Erkrankungen - meist des skelettalen Systems. Das Gewicht unseres Körpers lastet unter anderem auf unserer kompletten unteren Extremität und die müssen dieses Gewicht tragen. Je mehr Gewicht - desto mehr Belastung. Je "beschädigter" das Gelenk (Knie- oder Hüft-OP, Arthrose, langandauernde Heilungsprozesse, ...) und je mehr Gewicht, desto LÄNGER DAUERT DIE HEILUNG! Natürlich braucht ein Gelenk Druck, aber wenn ein Gelenk zu viel Druck erfährt, kann es nicht mehr ausreichend versorgt werden. Salopp gesagt: es erhält mit der Zeit nicht mehr genug Nährstoffe um sich UND die Verletzung ausreichend zu versorgen und die Heilung dauert länger.

Was kann man denn nun sinnvolles tun um Gewicht zu verlieren, wenn man nicht viel Sport machen kann / will?

Es gibt zwei wichtige Punkte die man beachten sollte, wenn man Abnehmen will: Ernährung und Bewegung.
Da ich lange Zeit aus dem falschen Gründen abnehmen wollte, kenne ich die Schwachstellen meines Körpers und weiß, durch welche Nahrungsmittel ich vorallem zunehme. Dies sollte jeder wissen, um diese Nahrungsmittel zu verbannen oder zu reduzieren. Auf Platz 1 stehen bei mir beispielsweise Chips, als nächstes kommt spätes Essen (nach 19 Uhr), auf Platz 3 befindet sich Schokolade. Dadurch das ich meine Ernährung vor knapp 5 Jahren auf vegetarisch und vor über 1 1/2 auf vegan umgestellt habe, steht Fleisch nicht mehr in diesem Ranking. Es würde bei mir aber definitiv mit drauf stehen, da ich nach beiden Umstellung knapp 3 Kilo, ohne weiteres zutun, innerhalb wenigen Wochen verloren habe.
Auf Chips verzichte ich weitesgehend indem ich sie einfach nicht kaufe. Wenn ich nicht gerade mit meinem Freund unterwegs bin, schaffe ich es auch regelmäßig vor 19 Uhr zu Essen. Bei einer Spätschicht bis 20 Uhr, esse ich meist Zuhause entweder nichts mehr oder einen ganz kleinen Salat. Platz 3 Schokolade ist mein persönliches "Problem". Ich kann locker eine komplette Tafel in 2 Stunden essen, aber daran arbeite ich momentan. Wenn ich mehrere Tage keine Schokolade essen, ist sie mir dann meist zu süß und mehr als ein Stück will ich dann auch meist nicht essen. Ich arbeite gerade daran das dies auch so bleibt.

Nun kennt ihr meine "Sündchen", wie sehen eure aus?
Versucht eure Ernähung und euer Gewicht mal zu beobachten und vorallem: lest mal die Inhaltsangaben auf euren Lebensmittel. Meist weiß man gar nicht wieviel verstecktes Zucker / Fett / Salz in bestimmten Produkten ist.
Esst doch lieber mal einen schönen saftigen Apfel oder anderes Obst, anstatt Süßigkeiten. Wenn ihr einfach nur Hunger habt, machen euch Süßes und Fast Food nicht satt, durch die Zusatzstoffe bekommt ihr nur noch mehr Hunger. Esst stattdessen lieber ein Haferflocken - oder Hirsemüsli oder macht euch einen kleinen Salat.
Versucht vorallem früh sehr gut zu essen, da wir mit dem Frühstück unseren Körper ankurbeln, ich persönlich merke es ganz extrem wenn ich mal einen Tag das Frühstück weggelassen habe. Abends solltet ihr ausgewählt essen und nicht mehr so und auch nicht mehr zu spät. Ab einer gewissen Zeit verdauert der Körper nicht mehr und baut stattdessen lieber Reserven auf und Reserven heißen: Fett.
Ich kann euch hier nur grobe Ratschläge aus meiner eigenen Erfahrung geben, da ich noch keine Ernährungsberaterin bin. An solche solltet ihr euch aber wenden, die können euch individuell beraten und mit euch einen Ernährungsplan erarbeiten.

Kommen wir zu Bewegung: Ich nenne es absichtlich Bewegung und nicht "Sport", da man nicht mit dem Gedanken an stundenlanges Schwitzen und abkämpfen daran gehen sollte.
Schon kleine Veränderungen im Alltag können viel bewirken: Anstelle von Auto und Öffis lieber mal das Fahrrad nutzen oder zu Fuß gehen. Es sollte kein Problem sein mal eine halbe Stunde von der Arbeit nach Hause zu laufen, anstelle des Bus fahrens. Versucht den Stress aus dem Alltag zu nehmen um genau sowas machen zu können. Gebt anderen in eurem Haushalt (sofern es da andere gibt) Aufgaben, damit ihr nicht immer darüber nachdenken müsst, was ihr noch alles machen müsst. Denk einfach auch mal ein stückweit an euch und eure Gesundheit.
Auch ein kleiner Spaziergang (am besten durch den Wald) hilft wunderbar fit zu bleiben und zu entspannen. Wenn euch das Gehen schwerfehlt oder schmerzt, könnt ihr euch auch erstmal kleinere Wege vornehmen.
Ebenso kann ich euch Sportgruppen empfehlen: Zumba, Yoga, Pilates, Rückenschule, Rehasport und und und. Man sportelt gemeinsam und fühlt sich dadurch ein bisschen "verpflichtet" auch wirklich hinzugehen. Sprecht mal mit eurer Krankenkasse ob und was für Kurse sie übernehmen (ja, einige Krankenkassen zahlen komplette Kurse) und lasst euch mal beraten wo es gute Kurse in eurer Nähe gibt.
Leichte Sportarten ohne Wettkampfcharakter wie Schwimmen (super geeignet da durch den Auftrieb der Körper gefühlt leichter wird und damit weniger Belastung ausgesetzt wird), Rad fahren (Laufen empfehle ich nicht bei schwerem Übergewicht), Nordic Walking sind ein absoluter Geheimtipp der nicht so geheim bleiben muss. Bei Vorerkrankungen solltet ihr aber vorerst mit eurem Arzt sprechen, ob er euch das okay dafür gibt.

Das war es auch schon mit meiner groben Übersicht zu dem Thema.
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche und ein schön - schauriges Halloweenfest. Auf meiner Facebookseite, könnte am Montag bestimmt ein kleines Bild zu dem Thema kommen. Schaut einfach mal vorbei ;)

Nächste Woche wird es übrigens um das Thema "Asthma - Die Probleme mit der Luft" gehen.
Liebe Grüße und eine dicke Umarmung,
CoCo.

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Diabetes mellitus oder: "Ich habe Zucker."

Alle sprechen von der "Zuckerkrankheit", aber was ist das überhaupt?

Einen schönen #healthyWednesday euch und herzlich Willkommen zu einem Thema, welches mir in der Ausbildung viel Kopfzerbrechen bereitet hat. Alle reden davon, aber uns wurde erst in der allerletzten Stunde "Innere Medizin" erklärt was genau da eigentlich im Körper abläuft (und am Ende hatte ich es natürlich auch als Prüfungsfrage... :,D). Ich hab das die ganzen Jahre irgendwie nie richtig verstanden wieso, weshalb, warum und mich aus diesem Grund auch immer wieder in Praktika sehr damit beschäftigt und hatte auch die Möglichkeit bei einigen Patientenberatungsgesprächen dabei zu sein und mich anschließend mit den Diabetisberaterinnen zu unterhalten. Ich möchte euch nun dieses Wissen weiterzugeben.

Inhalt:

  • Was ist Diabetes mellitus, wie entsteht es, welche Formen gibt es und wie unterscheiden diese sich?
  • Welche Ursachen begünstigen die Enstehung von Diabetes?
  • Was muss man im Notfall beachten?
  • Auf welche Ernährung und Lebensweise sollte geachtet werden?

 Was ist Diabetes mellitus, wie entsteht es, welche Formen gibt es und wie unterscheiden diese sich?

griech./lat. = "honigsüßer Durchfluss" (nicht das Ärzte damals tatsächlich den Urin der Patienten probiert haben...)
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselstörung die zum einen angeboren sein kann, zum anderen im Alter erworben wird und in der Schwangerschaft vorkommen kann. Letzteres verschwindet nach der Schwangerschaft wieder (Sollte selbstverständlich dennoch wahnsinnig ernst genommen werden!!). Diese Frauen haben dann aber ein erhöhtes Risiko am Altersdiabetes zu erkranken.
Die häufigste Form zuerst: Die Wurzel des Übels liegt beim Typ II Diabetes ("Altersdiabetes") in unseren Körperzellen, diese sind durch vermehrte Zunahme an zucker - und fetthaltigen Lebensmitteln abgestumpft gegenüber dem Insulin, welches aus unserer Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ausgeschüttet wird. Das vorhandene Zucker, welches nicht in die Zellen geschleusst wird, da nicht genug Insulin vorhanden ist, wird nun im Körper abgelagert - es baut sich eine Überzuckerung auf. (wie man diese erkennt, erfahrt ihr im 3. Punkt)
Der Typ I Diabetes ("juveniler Diabetes") ist durch eine ungenügende Insulinproduktion gezeichnet. Die Antikörper zerstören die Beta - Zellen, welche das Insulin produzieren (diese sitzen in den so genannten Langerhans'schen - Inseln in der Bauchspeicheldrüse). Hier ist es dringend notwendig das Insulin gespritzt wird. Es ist sogar schon möglich das diese Inselzellen transplantiert werden.
Beim Schwangerschaftdiabetes (auch als Typ IV bekannt) ist es wahrscheinlich so, dass durch die hormonallen Veränderungen der Blutzuckerspiegel ins schwanken gerät.

Wer jetzt mitgedacht hat uns sich wundert "Typ 2, 1 und 4... fehlt da nicht noch was?" - Richtig! Auf diesen Typen bin ich erst durch die Recherchen zu diesem Post gestoßen, als ich auf DocCheckFlexikon nachschauen wollte, ob die Informationen die ich im Kopf habe auch wirklich richtig sind und ich die so aufschreiben kann.
Laut DocCheckFlexikon handelt es sich hierbei um " weitere Formen des Diabetes mellitus, die nicht dem Typ 1 oder dem Typ 2 zugerechnet werden (...) ". Grob zusammengefasst zählen darunter als Formen die durch Infektionen, medikamentösen Einfluss oder genetische Dispositionen enstehen.

Welche Ursachen begünstigen die Enstehung von Diabetes?

Die üblichen Verdächtigen: Übergewicht, genetische Dispositionen, zunehmendes Alter, Fettstoffwechselstörungen, übermäßiger Alkoholkonsum, zu wenig Bewegung, zu viel "Fast / Junk Food" und vorallem zu viel Zucker. Dadurch entsteht ein Überangebot von Glucose (Zucker) welches durch zu wenig Insulin (die Beta - Zellen "kommen nicht hinter") nicht in Zellen gelangen kann und im Körper "abgelagert" wird.
Dies betrifft hauptsächlich den Typ II, die anderen Typen sind eher auf genetische Dispositionen zurückzuschließen, bzw wird der Schwangerschaftdiabetes ebenso durch Übergewicht und Alter begünstigt. Für den Typ III benennen die Formen im Namen ihre Ursachen.
Da diese Ursachen leider immer mehr zunehmen, tritt der "Altersdiabetes" immer häufiger bei jüngeren Menschen auf...

Was muss man im Notfall beachten?

Bleiben erhöhte Zuckerwerte längere Zeit unbeachtet kann dies zu Schlappheit, langsamer heilenden Verletztungen, erhöhten Durst und vermehrte Urinabgabe, sowie Gewichtsabnahme führen. Ebenso kann ein alkoholischer Geruch aufkommen, aus diesem Grund werden bewusstlose überzuckerte meist als rausch - ausschlafende Alkoholiker abgestempelt - seid achtsam!
Wenn ihr diese Symptome für euch beim Lesen wiedererkennt, muss dies nicht heißen, dass ihr Diabetes habt, aber ihr solltet es beobachten und zum Arzt gehen. Bleibt diese Erkrankung über Jahre unerkannt, können Folgeschäden auf Nieren, Nerven, Augen und dem Herzen auftreten.

Trefft ihr auf einen Diabetiker welcher kaltschweißig ist, zittert, vermehrtes Herzschlagen und Schwächegefühl angibt, ist dieser höchstwahrscheinlich unterzuckert und ihr solltet ihm schleunigst Traubenzucker oder einen Saft geben. Vermeidet dabei unbedingt irgendwelche "Diät" oder "Light" Produkte, sowie Schokolade.

Trefft ihr auf einen Diabetiker welcher viel Durst und erhöhte Urinabgaben, sowie Müdigkeit und einen trocknen Mund angibt, ist dieser höchstwahrscheinlich überzuckert und sollte Insulin gespritzt bekommen und Wasser (oder eine andere zuckerfreie Flüssigkeit).

Auf welche Ernährung und Lebensweise sollte geachtet werden? 

Im allgemeinen: lieber naturbelassene Nahrungsmittel als verarbeitete (als bsp. lieber Kartoffelmus selber machen oder als Pellkartoffeln essen, als den aus der Tüte anrühren oder Pommes in die Friteuse werfen).
Gemüse ist das A und O. Obst ist ebenso wichtig, aber einige Produkte wie Bananen sollten gemieden werden.
Das ganze kann noch detailierter aufgeschlüsselt werden, aber dazu sollte man seinen Diabetologen fragen. Da ich das nicht bin, kann ich nur auf mein eigenen Wissen zurück greifen.
Bitte vor jeder Mahlzeit als die Messung des Blutzuckerspiegels denken und Insulin spritzen wenn nötig (bzw. als Typ - I Diabetiker immer).
Wichtig ist ebenso eine Reduktion des Gewichtes bei Übergewicht, viel Bewegung (da reicht auch manchmal das Umsteigen von Auto auf das Fahrrad oder ein ausgedehnter Spaziergang) und auch hier wieder da übliche: erhöhten Alkoholkonsum vermeiden, Rauchen vermeiden, zu hohen Blutdruck reduzieren.
Unser unbeliebtestes Körperteil sind vermutlich unsere Füße, aber auf diese sollten vorallem Diabetiker achten! Bitte nicht barfuss am Strand oder draußen rumlaufen - die Gefahr in etwas schwarfes reinzutreten und es nicht zu spüren ist sehr hoch!! Zur Pflege der Füße ist der Gang zum Podologen sehr wichtig.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, der Experte der eigenen Erkrankung zu sein - von daher bleibt informiert!
Bei Fragen oder Hinweisen könnt ihr euch gerne an mich wenden oder einen Kommentar hinterlassen.

Nächste Woche gibt es keinen Post, aberin  2 Wochen wird es um die Floskel "Sie sollten abnehmen und leichte Sportarten betreiben" gehen - die ich ja auch verwende und deswegen ist es an der Zeit mal zu erklären, was zumindest ich darunter verstehe.

Liebe Grüße und eine dicke Umarmung,

CoCo.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Schlaganfall - Wenn es im Gehirn donnert

Worum es geht, was für vielfältige Folgen es haben kann und was man im Falle des Falles tun muss

Hallo meine Lieben,
... zum zweiten #healthyWednesday. Heute gibt es wieder ein medizinsches Thema, welches ich mit meinem eigenen, aus der Ausbildung erworbenen, Wissen, aufarbeite und versuche euch anschaulich und verständlich zu erklären.

Los geht's!

Inhalt:

  •  Was ist ein Schlaganfall und was passiert dabei?
  • Wie kommen die verschiedenen Ausfallerscheinungen zustande?
  • Woran erkenne ich einen Schlaganfall und wie reagiere ich richtig, wenn ich sehe das jemand einen erleidet?
  • Welche Risiken begünstigen einen Schlaganfall und wie kann ich ihnen entgegenwirken?
  • Was passiert eigentlich danach mit den betroffenen Patienten?

Was ist ein Schlaganfall und was passiert dabei?

 Ein Schlaganfall ist eine schlagartige Mangelversorgung des Gehirns mit Blut. Ähnlich wie beim Herzinfarkt sind auch hier die versorgenenden Arterien verkalkt oder es haben sich Plaques gebildet die zu einer Thrombose führen. Im Gehirn kann es aber auch noch weitere Ursachen für eine Störung geben: neben einer Unterversorgung durch "verstopfte" Arterien, kann es auch durch einen Schlag oder einen Aufprall zu einer Blutung gekommen sein, dadurch sickert das Blut in den Bereich zwischem Gehirn und der daraufliegenden Hirnhaut und kann für Platzprobleme sorgen und dadurch wiederrum andere Gefäße abdrücken.
Ebenso kann - selten - auch eine Embolie ein Auslöser sein (Das ist etwas kompliziert und der Auslöser ist eigentlich eine Beinvenenthrombose - der Thrombos wird dann über das Herz in die Lunge geführt, ab hier spricht man dann vom Embolus, in einigen Fällen kann dieser auch zurück zum Herzen wandern und im seltensten Fall erwischt es die wenigen Menschen bei denen das sogenannte Foramen ovale nicht verschlossen ist. Dieses Foramen ist ein "Loch" im Herzen das bei Embryonen offen ist, damit sie gleichmäßig mit Blut versorgt werden. Wie gesagt, selten, aber möglich. Bitte macht euch jetzt nicht verrückt deswegen...).
Es gibt übrigens auch eine Form des Schlaganfall die spätestens nach 24 Stunden wieder abgeklungen ist - die Rede ist von einer TIA = transitorische ischämische Attacke (kurzandauernde Durchblutungsstörung in Form eines Anfalls). Hierbei gibt es eine Verengung eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel, welche sich - meist - von alleine löst und das versorgte Gebiet wird wieder durchblutet. Dies ist ein WARNSCHUSS!! Aber ein gewaltiger - so frei nach dem Motto "Mach was oder das war's". Auch wenn die Symptomatik nachlässt, sollte unbedingt in ärtzlicher Behandlung verblieben werden, denn die meisten Betroffen erleiden wenige Wochen nach einer TIA einen richtigen Schlaganfall...

Wie kommen die verschiedenen Ausfallerscheinungen zustande?

Einige kennen vielleicht dieses Bild von einer halbseitigen Körperlähmung: die eine Seite kann nicht motorisch angesteuert werden, der Arm hängt meist herab und das Bein wird nachgezogen beim Laufen. So muss ein Schlaganfall aber nicht immer aussehen - es kann genauso auch eine Empfindungsstörung in der Hand sein oder ein Sprachproblem oder die Person "vergisst" eine Körperhälfte und nimmt alles auf dieser Seite nicht mehr wahr (dann spricht man von einem Neglect).
Diese verschiedenen Bilder entstehen durch die unfassbare Komplexität des Gehirn. Wir haben für jede Tätigkeit verschiedene Bereich im Gehirn und je nachdem wo die Durchblutungsstörung eintritt, ist anschließend das Gebiet geschädigt. Übrigens: ist die rechte Hälfte des Gehirn betroffen, zeigt die linke Hälfte die Symptome - und umgekehrt.

Ich hab mal ein Bild zusammen gestellt, um zu verdeutlichen wie Komplex das Gehirn ist. Die Notizen im Bild, welche Funktionen ca. zu welchen Gebiet im Gehirn gehören, habe ich aus einem Arbeitsblatt aus der 7. Klasse in meinem Biohefter. Natürlich ist dies mehr als grob, aber ich weiß noch wie ich damals dachte "Unfassbar was das Gehirn alles kann.".
Zudem habe ich das Gehirn in 6 Farben unterteilt - die Farben grün, lila, orange und braun stehen für Gehirnlappen. Diese Lappen enthalten jeweils ganz spezifische Kerne - somit kann man jedem Lappen eine ganz eigene Funktion überordnen.
In der Farbe blau ist das Kleinhirn (Cerebellum) abgebildet, gelb ist die Brücke (Pons) - dies dient der Verdeutlichung das man nicht nur in Lappen einteilen kann, sondern das jeder Bereich des Gehirn seine eigene Funktion hat.
Unter dem Bild steht die Erklärung dazu.
Bei den Zahlen handelt es sich um einige gehirnversorgende Aterien:
1 = Arteria carotis interna
2 = Arteria cerebri anterior
3 = Arteria posterior
4 = Arteria basalis
grobe Funktionen der Lappen (es gibt noch einen weiteren Lappen, aber diesen würde ich an der Stelle vernachlässigen):
grün = Koordination, Persönlichkeit
lila = Körperwahrnehumg, Assoziationsfelder
orange = Hörzentrum
braun = Sehzentrum, Erkennen und Zuordnen
grobe Funktion vom Kleinhirn und Brücke:
blau = Gleichgewicht, Koordination
gelb = Feinmotorik, Koordination

Woran erkenne ich einen Schlaganfall und wie reagiere ich richtig, wenn ich sehe das jemand einen erleidet?

Wenn ihr seht das eine Person unsicher in der Orientierung, im Bewusstein und der Koordination ist, sie angibt das sich Extremitäten taub / gelähmt anfühlen oder kribbeln, Doppelbilder gesehen werden oder die Sicht verschwommen oder andersweitig gestört ist, das sich die Mimik verändert, sich Sprach - und / oder Sprechprobleme auftun, das sie stürzen und ganz plötzlich extrem starke Kopfschmerzen haben - dann solltet ihr nicht zögern und die 112 rufen und direkt sagen, dass ihr vermutet, das es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn dann können sich die Rettungssanitäter und Ärtze darauf einstellen und der Betroffe kann direkt zur nächsten Stroke Unit gebracht werden (einer Station die spezialisiert ist für Schlaganfallpatienten).
Habt ihr den Notruf abgesetzt, stellt die Person ruhig und sicher und kühl den Kopf! Leitet notfalls weitere Erste Hilfe Maßnahmen ein und ggf. Wiederbelebungsmaßnahmen.

Welche Risiken begünstigen einen Schlaganfall und wie kann ich ihnen entgegenwirken?

Auch hier kann ich fast vollständig auf den Post von letzter Woche zum Herzinfarkt verweisen.
Die größten Risikofaktoren sind wieder das Rauchen, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, auch übermäßiger Alkoholkonsum, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und genetische Dispositionen.
Somit ist auch hier wieder wichtig: Rauchen und Alkoholkonsum vermeiden, Einhaltung der vorgegebenen Richtlinien beim Diabetes mellitus. Zur Reduzierung des Bluthochdrucks, der Herzerkrankungen und der Fettstoffwechselstörungen sollte ein leichter wettkampfsloser Sport durchgeführt werden (Joggen, Schwimmen, Rad fahren, Nordic Walking, Skilanglauf, ...) und der Konsum tierischer Lebensmittel sollte eingestellt werden. Der Cholesteringehalt - vor allem in Fleisch, Ei und Käse - ist sehr hoch, was zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führt, wodurch diese sich verengen. Empfehlenswerter ist der Verzehr von Gemüse (vor allem grünes) und Obst (vor allem Zitrusfrüchte und sehr antioxidatives, ballaststoffhaltiges).
Ebenso sollten Adipositas (Fettleibigkeit) und negativer Stress vermieden werden - auch hier kann leichter Sport und Entspannung sehr wichtig sein (meine persönliche Empfehlung: Yoga).

Was passiert eigentlich danach mit den betroffenen Patienten?

Das ist abhängig vom jeweiligen Erscheinungsbild. Ist die Sensibilität (bspw. der Tastsinn oder das Berühungsempfinden) gestört, so versucht man dies wieder herauszukitzeln und durch Übungen an dem jeweiligen Gebiet die Hirnregion wieder anzuregen.
Bei motorischen Einschränungen will man die Motorik verbessern, eventuell gelenkschonende Ausweichbewegungen erabeiten (wenn nötig).
Ist der Betroffene sehr unsicher, ängslich und instabil, muss selbstverständlich erstmal Schritt für Schritt Stabilität erlangt werden. Man fängt ganz klein an und baut darauf auf, was der Patient kann.
Am wichtigsten ist das Erhalten der Funktionen und das Wiedererlenen von Funktion, wir wollen Ressourcen und alles mögliche wieder rausholen. Es wird das bestmögliche getan um alte / neue Funktion wieder zu erhalten um den Alltag zu meistern.
Es ist ein durchaus langwieriger und schwerer Weg, von daher braucht man auch ganz viel Rückhalt von der Familie und Freunden, aber diese sollten ihren Angehörigen soviel Selbstständigkeit erhalten, wie es geht. Es ist lieb gemeint, die Schuhe anzuziehen, aber für die Betroffenen ist es extrem wichtig, dies selbst zu tun - auch wenn es 5 Minuten länger dauert (vorrausgesetzt diese Tätigkeit ist wirklich lösbar).

Bei Fragen oder Hinweisen könnt ihr euch gerne an mich wenden oder einen Kommentar hinterlassen.
Da ich jetzt schon das ein oder andere Mal den Diabetes mellitus angesprochen habe, halte ich es für wichtig, dies nächste Woche mal zu klären in "Diabetes mellitus oder: "Ich habe Zucker."".

Liebe Grüße und eine dicke Umarmung,

CoCo.