Mittwoch, 5. Oktober 2016

Schlaganfall - Wenn es im Gehirn donnert

Worum es geht, was für vielfältige Folgen es haben kann und was man im Falle des Falles tun muss

Hallo meine Lieben,
... zum zweiten #healthyWednesday. Heute gibt es wieder ein medizinsches Thema, welches ich mit meinem eigenen, aus der Ausbildung erworbenen, Wissen, aufarbeite und versuche euch anschaulich und verständlich zu erklären.

Los geht's!

Inhalt:

  •  Was ist ein Schlaganfall und was passiert dabei?
  • Wie kommen die verschiedenen Ausfallerscheinungen zustande?
  • Woran erkenne ich einen Schlaganfall und wie reagiere ich richtig, wenn ich sehe das jemand einen erleidet?
  • Welche Risiken begünstigen einen Schlaganfall und wie kann ich ihnen entgegenwirken?
  • Was passiert eigentlich danach mit den betroffenen Patienten?

Was ist ein Schlaganfall und was passiert dabei?

 Ein Schlaganfall ist eine schlagartige Mangelversorgung des Gehirns mit Blut. Ähnlich wie beim Herzinfarkt sind auch hier die versorgenenden Arterien verkalkt oder es haben sich Plaques gebildet die zu einer Thrombose führen. Im Gehirn kann es aber auch noch weitere Ursachen für eine Störung geben: neben einer Unterversorgung durch "verstopfte" Arterien, kann es auch durch einen Schlag oder einen Aufprall zu einer Blutung gekommen sein, dadurch sickert das Blut in den Bereich zwischem Gehirn und der daraufliegenden Hirnhaut und kann für Platzprobleme sorgen und dadurch wiederrum andere Gefäße abdrücken.
Ebenso kann - selten - auch eine Embolie ein Auslöser sein (Das ist etwas kompliziert und der Auslöser ist eigentlich eine Beinvenenthrombose - der Thrombos wird dann über das Herz in die Lunge geführt, ab hier spricht man dann vom Embolus, in einigen Fällen kann dieser auch zurück zum Herzen wandern und im seltensten Fall erwischt es die wenigen Menschen bei denen das sogenannte Foramen ovale nicht verschlossen ist. Dieses Foramen ist ein "Loch" im Herzen das bei Embryonen offen ist, damit sie gleichmäßig mit Blut versorgt werden. Wie gesagt, selten, aber möglich. Bitte macht euch jetzt nicht verrückt deswegen...).
Es gibt übrigens auch eine Form des Schlaganfall die spätestens nach 24 Stunden wieder abgeklungen ist - die Rede ist von einer TIA = transitorische ischämische Attacke (kurzandauernde Durchblutungsstörung in Form eines Anfalls). Hierbei gibt es eine Verengung eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel, welche sich - meist - von alleine löst und das versorgte Gebiet wird wieder durchblutet. Dies ist ein WARNSCHUSS!! Aber ein gewaltiger - so frei nach dem Motto "Mach was oder das war's". Auch wenn die Symptomatik nachlässt, sollte unbedingt in ärtzlicher Behandlung verblieben werden, denn die meisten Betroffen erleiden wenige Wochen nach einer TIA einen richtigen Schlaganfall...

Wie kommen die verschiedenen Ausfallerscheinungen zustande?

Einige kennen vielleicht dieses Bild von einer halbseitigen Körperlähmung: die eine Seite kann nicht motorisch angesteuert werden, der Arm hängt meist herab und das Bein wird nachgezogen beim Laufen. So muss ein Schlaganfall aber nicht immer aussehen - es kann genauso auch eine Empfindungsstörung in der Hand sein oder ein Sprachproblem oder die Person "vergisst" eine Körperhälfte und nimmt alles auf dieser Seite nicht mehr wahr (dann spricht man von einem Neglect).
Diese verschiedenen Bilder entstehen durch die unfassbare Komplexität des Gehirn. Wir haben für jede Tätigkeit verschiedene Bereich im Gehirn und je nachdem wo die Durchblutungsstörung eintritt, ist anschließend das Gebiet geschädigt. Übrigens: ist die rechte Hälfte des Gehirn betroffen, zeigt die linke Hälfte die Symptome - und umgekehrt.

Ich hab mal ein Bild zusammen gestellt, um zu verdeutlichen wie Komplex das Gehirn ist. Die Notizen im Bild, welche Funktionen ca. zu welchen Gebiet im Gehirn gehören, habe ich aus einem Arbeitsblatt aus der 7. Klasse in meinem Biohefter. Natürlich ist dies mehr als grob, aber ich weiß noch wie ich damals dachte "Unfassbar was das Gehirn alles kann.".
Zudem habe ich das Gehirn in 6 Farben unterteilt - die Farben grün, lila, orange und braun stehen für Gehirnlappen. Diese Lappen enthalten jeweils ganz spezifische Kerne - somit kann man jedem Lappen eine ganz eigene Funktion überordnen.
In der Farbe blau ist das Kleinhirn (Cerebellum) abgebildet, gelb ist die Brücke (Pons) - dies dient der Verdeutlichung das man nicht nur in Lappen einteilen kann, sondern das jeder Bereich des Gehirn seine eigene Funktion hat.
Unter dem Bild steht die Erklärung dazu.
Bei den Zahlen handelt es sich um einige gehirnversorgende Aterien:
1 = Arteria carotis interna
2 = Arteria cerebri anterior
3 = Arteria posterior
4 = Arteria basalis
grobe Funktionen der Lappen (es gibt noch einen weiteren Lappen, aber diesen würde ich an der Stelle vernachlässigen):
grün = Koordination, Persönlichkeit
lila = Körperwahrnehumg, Assoziationsfelder
orange = Hörzentrum
braun = Sehzentrum, Erkennen und Zuordnen
grobe Funktion vom Kleinhirn und Brücke:
blau = Gleichgewicht, Koordination
gelb = Feinmotorik, Koordination

Woran erkenne ich einen Schlaganfall und wie reagiere ich richtig, wenn ich sehe das jemand einen erleidet?

Wenn ihr seht das eine Person unsicher in der Orientierung, im Bewusstein und der Koordination ist, sie angibt das sich Extremitäten taub / gelähmt anfühlen oder kribbeln, Doppelbilder gesehen werden oder die Sicht verschwommen oder andersweitig gestört ist, das sich die Mimik verändert, sich Sprach - und / oder Sprechprobleme auftun, das sie stürzen und ganz plötzlich extrem starke Kopfschmerzen haben - dann solltet ihr nicht zögern und die 112 rufen und direkt sagen, dass ihr vermutet, das es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn dann können sich die Rettungssanitäter und Ärtze darauf einstellen und der Betroffe kann direkt zur nächsten Stroke Unit gebracht werden (einer Station die spezialisiert ist für Schlaganfallpatienten).
Habt ihr den Notruf abgesetzt, stellt die Person ruhig und sicher und kühl den Kopf! Leitet notfalls weitere Erste Hilfe Maßnahmen ein und ggf. Wiederbelebungsmaßnahmen.

Welche Risiken begünstigen einen Schlaganfall und wie kann ich ihnen entgegenwirken?

Auch hier kann ich fast vollständig auf den Post von letzter Woche zum Herzinfarkt verweisen.
Die größten Risikofaktoren sind wieder das Rauchen, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, auch übermäßiger Alkoholkonsum, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und genetische Dispositionen.
Somit ist auch hier wieder wichtig: Rauchen und Alkoholkonsum vermeiden, Einhaltung der vorgegebenen Richtlinien beim Diabetes mellitus. Zur Reduzierung des Bluthochdrucks, der Herzerkrankungen und der Fettstoffwechselstörungen sollte ein leichter wettkampfsloser Sport durchgeführt werden (Joggen, Schwimmen, Rad fahren, Nordic Walking, Skilanglauf, ...) und der Konsum tierischer Lebensmittel sollte eingestellt werden. Der Cholesteringehalt - vor allem in Fleisch, Ei und Käse - ist sehr hoch, was zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führt, wodurch diese sich verengen. Empfehlenswerter ist der Verzehr von Gemüse (vor allem grünes) und Obst (vor allem Zitrusfrüchte und sehr antioxidatives, ballaststoffhaltiges).
Ebenso sollten Adipositas (Fettleibigkeit) und negativer Stress vermieden werden - auch hier kann leichter Sport und Entspannung sehr wichtig sein (meine persönliche Empfehlung: Yoga).

Was passiert eigentlich danach mit den betroffenen Patienten?

Das ist abhängig vom jeweiligen Erscheinungsbild. Ist die Sensibilität (bspw. der Tastsinn oder das Berühungsempfinden) gestört, so versucht man dies wieder herauszukitzeln und durch Übungen an dem jeweiligen Gebiet die Hirnregion wieder anzuregen.
Bei motorischen Einschränungen will man die Motorik verbessern, eventuell gelenkschonende Ausweichbewegungen erabeiten (wenn nötig).
Ist der Betroffene sehr unsicher, ängslich und instabil, muss selbstverständlich erstmal Schritt für Schritt Stabilität erlangt werden. Man fängt ganz klein an und baut darauf auf, was der Patient kann.
Am wichtigsten ist das Erhalten der Funktionen und das Wiedererlenen von Funktion, wir wollen Ressourcen und alles mögliche wieder rausholen. Es wird das bestmögliche getan um alte / neue Funktion wieder zu erhalten um den Alltag zu meistern.
Es ist ein durchaus langwieriger und schwerer Weg, von daher braucht man auch ganz viel Rückhalt von der Familie und Freunden, aber diese sollten ihren Angehörigen soviel Selbstständigkeit erhalten, wie es geht. Es ist lieb gemeint, die Schuhe anzuziehen, aber für die Betroffenen ist es extrem wichtig, dies selbst zu tun - auch wenn es 5 Minuten länger dauert (vorrausgesetzt diese Tätigkeit ist wirklich lösbar).

Bei Fragen oder Hinweisen könnt ihr euch gerne an mich wenden oder einen Kommentar hinterlassen.
Da ich jetzt schon das ein oder andere Mal den Diabetes mellitus angesprochen habe, halte ich es für wichtig, dies nächste Woche mal zu klären in "Diabetes mellitus oder: "Ich habe Zucker."".

Liebe Grüße und eine dicke Umarmung,

CoCo.

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